Freitag, 20. April 2007

Tiere im Kreuzfeuer der Gesellschaft

Knapp 20 Jahre sind vergangen, als man 1988 im Bieler Seeland in der Schweiz letztmals in freier Wildbahn ein Fischotter sah. Seither gilt er in der Schweiz als definitiv ausgestorben.

Bis Mitte des 20. Jahrhunderts jagte man diesen eleganten und stromlinienförmigen Wassermarder mit allen möglichen Mitteln. Er wurde vergiftet oder grausam erschlagen. Besonders den Fischern war er ein Dorn im Auge. Unverhältnismässige Landschaftsverbauungen oder Umweltveschmutzungen vernichteten seinen sumpfigen Wohnraum und brachten ihm den schleichenden Tod.
Dies ist nur ein Beispiel eines Tier, welches man in den letzten Jahrzehnten und Jahrhunderten ausrottete.

Seit dem zweiten Weltkrieg haben sich menschliche Grund- und Werthaltungen in dieser Hinsicht teilweise geändert. Mit intensiven politischen und privaten Anstrengungen versucht man den Luchs seit 1970 in den Schweizer Voralpen wieder anzusiedeln.
Auf der einene Seite ist der bäuerliche Nutzungsgedanke in vielen Köpfen noch stark verankert. Man ist immer noch der Überzeugung, dass dieser Überraschungsjäger ein ganzes Hab und Gut eines bäuerlichen Betriebes vernichten kann. Klar vergreift er sich ab und zu an den Nutztieren der Menschen, doch dies haben wir uns alles selbst in die Schuhe zu schieben. Wir waren es doch, welche immer weiter in den Lebensraum des Luchs vorgestossen sind.
Auf der anderen Seite haben wir den zweiten Mainstream. Hier versuchen Menschen aufgrund von gewissen Grund- und Werthaltungen, meistens unter dem Aspekt eines nicht anthropozentrischen Menschenbildes, eine gewisse Harmonie mit der Natur einzugen. Das Ökosystem und die Natur soll mit dem Hintergrund eines normalen Nutzungsgedanken geschützt werden. Angestrebt wird ein Gleichgewicht zwischen Nutzung und Schutz. Diese Gruppierungen und Individuen setzten sich vermehrt für eine nachhaltige Biodiversität in unserem Ökosystem ein.

Die in diesem Jahrhundert statt gefundene Transformation der Gesellschaft zeigt, dass die Gesellschaft teilweise gelernt hat, auf der anderen Seite aber immer noch mit verankerten Menschenbildern und alten Wertvorstellungen gegenüber der Natur zu kämpfen hat.

Wir Menschen haben es selbst in der Hand, obwohl es bei einigen Pflanzen- und Tierarten schon zu spät ist, wie und ob wir unsere Zukunft nachhaltig gestalten möchten. Folgende Generationen haben doch auch ein Recht auf ein wunderbares Ökosystem!

MaMo


1 Kommentar:

Aebius hat gesagt…

...genau: Wir Menschen haben es in der Hand. Nur, warum ist bis jetzt noch nicht viel passiert in Bezug auf einen nachhaltigen Lebenstil?

Nachhaltig handelnde Menschen sind einerseits Leute mit hohen Prinzipien oder andereseits schlicht und einfach vermögende Leute. Working poors scheren sich den Teufel darum, ob das T-Shirt im Claro-Laden fair gehandelt wurde, wenn das Schnäppchen im Aldi nur einen Bruchteil davon kostet.

Parallelen sehe ich beim Thema Luchs, Kormoran etc. Tierliebe hört dort auf, wo sie finanzielle Verluste auslöst. Aber jenseits des Tellerrands liegt ein ganzes Ökosystem...